WORT und MUSIK
Gemeinsam mit Matthias Kornemann
"¡Goyescas!" - Spanische Malerei und die Musik von Enrique Granados
Die Geschichte eines der herrlichsten Klavierwerke der spanischen Musik klingt wie ein Stück schwarzromantischer Literatur. Um 1900 entdeckte der Komponist Enrique Granados die Welt des Francisco Goya, erfand, inspiriert von der Malerei, eine Erzählung von Liebe und Tod und komponierte seine sechs "Goyescas". Musik, die klingt, als wühle man mit seinen Fingern in Juwelen, wie ein Kritiker schrieb. So glänzend war der Erfolg, dass man ihn drängte, eine Oper daraus zu machen, mit der er 1916 in New York triumphierte. Auf der Heimreise sank sein Schiff im Atlantik. Der Komponist und seine Gattin ertranken. Die Goyescas waren ihr Schicksal geworden. An diesem Abend werden sie zu hören sein, gerahmt von den Bildern Goyas.
Musik:
E. GRANADOS:
Los Requiebros (Goyescas, Nr. 1)
El Coloquio en la Reja (Goyescas, Nr. 2)
El Fandango de Candil (Goyescas, Nr. 3)
Quejas o La Maja y El Ruiseñol (Goyescas, Nr. 4)
El Amor y La Muerte, Balada (Goyescas, Nr. 5)
Epílogo, Serenata del Espectro (Goyescas, Nr. 6)
"Ich beschwöre dich: das eine, tue es nicht mehr!"
Clara und Robert Schumann: Glanz und Elend einer romantischen Legende
Lohnt es sich, scheinbar abgenutzte Themen wie die "romantische Liebesgeschichte" zwischen Clara und Robert Schumann noch einmal aufzurollen? Allerdings! Die Nachwelt hat stets nur die "schönen Stellen" hören wollen, die in ihr rosagemaltes Bild passten. Die ersten zehn Jahre dieser legendären Künstlerbeziehung spiegeln sich aber auch in kaum bekannten Briefen, die verraten, wie früh sich ein Abgrund zwischen Ideal und komplizierter, ja aussichtsloser Lebenswirklichkeit auftat. Dieser musikalische Vortragsabend wird ihn überbrücken und pianistische Gipfelwerke wie die "Kreisleriana", aber auch bewegende Briefe vorstellen, die man allenfalls in ihrer Zerrissenheit "romantisch" nennen könnte.
Musik:
R. SCHUMANN:
Arabeske C-Dur Op. 18
Kreisleriana Op. 16
Chopin. Eine andere Lebensgeschichte
Frédéric Chopin zählt zu jenen Künstlern, deren Lebensgeschichte derart mit Klischees und Kitsch beladen auf uns gekommen ist, daß wir die Person dahinter kaum mehr ahnen. Doch er war nicht bloß der hypersensible Kranke, die edel blutende slawische Seele. Der Musikwissenschaftler Matthias Kornemann möchte an diesem Abend verschiedene Seiten dieser facettenreichen, schwierigen Persönlichkeit vorstellen. Chopin kommt in seinen Briefen zu Wort und tritt uns als spitzzüngiger, zuweilen satirisch-boshafter Beobachter der Gesellschaft entgegen, als kritischer Chronist des Musiklebens. Auch der Blick seiner Zeitgenossen wie Delacroix und Liszt ergänzt das Porträt, das mit Musik Chopins durchwoben ist, den Préludes op, 28.
Musik:
F. CHOPIN:
24 Préludes Op. 28
Brahms - Bildnis des Künstlers als junger Mann
Es ist ein zäher Gemeinplatz, der fortlebt in Konzertführern, Plattentexten und Biographien: Johannes Brahms, 1833 in Hamburg geboren, habe außer einer harten, "entbehrungsreichen" Jugend nichts mitgenommen aus der Vaterstadt. Ein von einer amusischen Umwelt verkanntes Genie, das fast zufällig der berühmten Familie Schumann begegnete, die ihm jene unbeschreibliche Bahn eröffnete, auf der er zum Prototyp des bürgerlichen Komponisten wurde. Doch ist diese Geschichte nicht eine Konstruktion phantasievoller Biographen? Das in der von der ZEIT-Stiftung inaugurierten Reihe "Hamburger Köpfe" erschienene Buch möchte so etwas wie ein Porträt dieses Künstlers als junger Mann sein, der immer mit Bart und Bauch assoziiert wird. Während vieler Jahre verwuchs Brahms‘ Biographie gleichsam mit jener Clara Schumanns, einer interessanten wie problematischen Frauenfigur. Im Zentrum der Lesung wird ein Psychogramm dieser legendenumrankten Beziehung stehen, die, blickt man durch den Firnis der Legenden und Klischees, mit einer Romanze kaum etwas gemeinsam hat. Eher mit einer dramatischen Dreiecksgeschichte, deren dunkle Seite bis heute gerne pietätvoll verdrängt wird.
Gerahmt wird die Lesung von Brahms monumentalen "Händel-Variationen" op. 24, jenem Clara Schumann gewidmeten Großwerk, das einem Schlußstein ihrer Beziehung gleicht.
Musik:
J. BRAHMS:
Händel-Variationen, Op. 24
"An der Quelle"
Franz Liszts Lehr- und Wanderjahre
Schon mit 25 Jahren war Franz Liszt ein europäischer "Star". Fand sich in den Reisedokumenten damals normalerweise eine Personenbeschreibung, so stand bei ihm lediglich "Durch seine Berühmtheit hinreichend bekannt". Das war er. Als Klaviervirtuose löste er Publikumshysterien aus und sprengte die Holzrahmen der Flügel. Aber das genügte ihm nicht, und so trat er eine romantische Pilgerfahrt zu den Kunst- und Naturwundern des Südens an. An diesem Abend folgen die Pianistin Tamara Kornemann und der Musikwissenschaftler Matthias Kornemann ihm durch Schweizer Täler und Florentinische Kirchen und zeigen mit Beispielen aus den "Années de pèlerinage", wie er seinen abenteuerlichen Bildungsweg in Musik verwandelte.
Musik:
F. LISZT:
Années de pèlerinage (Auszüge)
Einblicke ins Laboratorium – Beethovens 32 Klaviersonaten
In Ludwig van Beethovens Leben gab es fast keinen Tag, an dem nicht eine Sonate auf seinem Klavier lag, um immer wieder umgeschmolzen zu werden, bis sie ihre endgültige Gestalt gefunden hatte. Seine Klaviersonaten waren Ludwig van Beethovens Lebenszentrum und das Laboratorium, in dem er seinen Stil destillierte. Sind diese Werke auch eine Art "intimes Tagebuch"? Oder doch wenigstens eine Art Spiegel seiner künstlerischen und biographischen Entwicklung? Darum soll es im Vortrag von Matthias Kornemann gehen. Am Ende wird Beethovens wohl berühmteste Sonate, die „Appassionata“ zu hören sein, gespielt von der Konzertpianistin Tamara Kornemann.
Musik:
L. v. BEETHOVEN:
32 Klaviersonaten (Auszüge)
Klaviersonate Nr. 23 f-Moll, Op. 57 "Appassionata"
Mozart
Wir leben in einer Art Scheinvertrautheit mit den großen Genies. Mozart ist ein perfektes Beispiel. Sicherlich versagen wir seiner Musik nur selten unsere Bewunderung. Aber warum sie existiert, fragen wir uns kaum. An dieser Stelle möchte dieser musikalische Vortragsabend einsetzen.
Zehn Jahre hat Mozart in Wien gelebt, das traurige Ende ist nur zu bekannt. Es gab aber eine Periode eines unerhörten Erfolges, und das künstlerische Symbol dieser Glanzzeit sind die großen Klavierkonzerte. Ihre Entstehung ist Teil eines höchst originellen „Geschäftsmodells“, in dem er als Veranstalter, Dirigent und Klaviersolist in Personalunion auftrat. Aber was machte diese Musik für seine Hörer eigentlich so attraktiv, und wer waren sie? Nutzte Mozart seinen Erfolg? Warum der spätere Zusammenbruch, die Schulden? Auch über 200 Jahre nach seinem Tod lohnt es sich, diesen Fragen nachzugehen. Es bleiben genug der Rätsel.
Musik:
W. A. MOZART:
Klaviersonaten und Klavierkonzerte (Auszüge)
Texte: Matthias Kornemann